Abteilungen » Handball » Archiv » Teil 1 (1956 - 1986)
Handball als Sportart ist eine deutsche „Erfindung“ und entstand Ende des 1. Weltkrieges als Feldhandball in Berlin, entwickelte sich über das im Freien gespielte Kleinfeldhandball zum heutigen dynamischen Hallenhandball. Es ist ein überaus schnelles, taktisch bestimmtes Spiel, das hohe Anforderungen an körperliche Leistungsfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit stellt.
Seine Faszination beruht vor allem auf der Rasanz des Angriffsspiels und dem schnelleren Wechsel von Angriff und Abwehr. So werden die Handballspieler auch die „Zehnkämpfer“ der Sportspiele genannt.
Sie müssen zum Tempogegenstoß sprinten, sich mit kraftvollem Einsatz am Kreis durchsetzen, beim Sprungwurf höher springen als die Deckungsspieler und mit knallhartem Schuss den Torwart bezwingen.
Vor 60 Jahren begann eine nie langweilige Handballgeschichte in Schrobenhausen, von der hier einiges erzählt wird.
So schloss sich im Mai 1956 eine kleine, aber eifrige Gruppe junger Leute, unter Leitung von Studienassessor Wilhelm Hofmeister, zusammen, um sich in das ABC des Handballsports, im Verein SSV, zu vertiefen. Der Stamm der Mannschaft setzte sich vor allem aus den Eishockey- und Basketballspielern sowie den Leichtathleten des Vereins zusammen. Man spürte förmlich die Begeisterung der damaligen Handballer. Sie sprühen vor Ehrgeiz und unternahmen unter Führung von Otto Schöpf alles, um aus ihrem Schattendasein herauszukommen. Dies gelang dann auch 1957.
In der ersten Punktrunde wurden die Spieler Josef Weber, Frieder Papsdorf, Heinrich Schwarzbauer, Josef Pauler, Gerhard Bittner, Manfred Kotter, Walter Kiegele, Hans Mayer, Alfred und Otto Schöpf, Lorenz Rinauer, Erwin und Hubert Moser, Franz Baum, Wolfgang Uhlsperger, Franz Riepel, Hans Haas, Hans Dellner, Max und Hans Wolkersdorfer unter 10 Mannschaften bereits Vierter; im Juni 1959 hatte man die Tabellenspitze erreicht. Leider beschränkte sich der Spielbetrieb in Schrobenhausen nur auf den Sommer, denn eine Halle stand den eifrigen Sportlern nicht zur Verfügung. Das 1. Hallenspiel der SSVler war das Donau-Ilm-Meisterschaftsturnier am 13.12.1959 in München. Umso höher zu werten ist es, dass sie in dem Turnier das höchste Ergebnis in einem Spiel (11:0) erreichten, die zweitmeisten Tore (30) warfen, und die drittwenigsten (13) hinnehmen mußten. Den größten Anteil an diesen Erfolgen hatten die überragenden Stürmer Hans Dellner und Alfred Schöpf, sowie der Klassetorwart Rudolf Scheck.
In der Abteilungsversammlung am 14.09.1960 konnte Abteilungsleiter Otto Schöpf bereits bekannt geben, dass nun zusätzlich für den Punktspielbetrieb eine Herrenreserve-, Jugend- und Schülermannschaft gemeldet wurde. Die Herren wurden 1960 sogar schon Kreismeister.
1961 gab es bereits eine Damenmannschaft die im Sommer 1962 in der Punktrunde im Kreis Schwaben ein Wörtchen mitredete.
Auch der Nachwuchs war gesichert, denn mit Jugendleiter Ludwig Heinl hatte man das große Los gezogen. Die Jugendlichen waren voll begeistert und so nahm man bereits mit 5 Jugend-mannschaften am Punktspielbetrieb teil. Eine Mädchenmannschaft war zu dieser Zeit im Aufbau.
Die Spieler Alfred und Otto Schöpf, Hans Dellner, Franz Baum und Rudolf Scheck erhielten im November 1962 die ehrenvolle Einladung in der Auswahl gegen den Deutschen Feldhandballmeister Ansbach mitzuspielen.
Durch Pfingstturniere mit höherklassigen Mannschaften wollte man auf die Handballabteilung des SSV im In- und Ausland aufmerksam machen. So hatte man Gegner, um nur einige zu nennen, wie den TSV Ansbach, SG Leutershausen, den siebenfachen jugoslawischen Staatsmeister Dynamo Belgrad. Solche Begegnungen lockten oft bis zu 600 Zuschauer auf den Sportplatz. Den Abschluß dieser Turniere bildete alljährlich ein Sommernachtsball im Gasthaus Bräumichl. Alle, die in dieser Zeit im bayerischen Handballsport Rang und Namen hatten, waren dabei.
Die SSVler wollten aber nicht nur zu Hause Handball spielen, sie fuhren auch ins Ausland und nahmen an Turnieren in Belgien, Frankreich, Dänemark, Spanien, Holland und in vielen anderen Ländern teil. Kameradschaftsgeist wurde in der Abteilung immer großgeschrieben und so kommt es heute noch vor, dass manch altgedienter Handballer ins Schwärmen gerät, wenn er von seinen Ferntrips berichtet. Auch unser Handballlied wurde bei allen Gelegenheiten in verschiedenen Tonlagen gesungen.
Doch der Idealismus der Handballer wurde auf eine neue Probe gestellt. Während bisher vorwiegend auf Großfeldhandball gespielt wurde, trat nun auch in Deutschland das international bedeutendere Hallen- bzw. Kleinfeldhandball in den Vordergrund.
Da es für Hallenhandball in Schrobenhausen keine Möglichkeit gab, mußte man für Training und Heimspiele in die „Scheyrer Bundeswehrhalle“, ca. 20 km von Schrobenhausen entfernt, ausweichen und dies mit allen Mannschaften.
Zu dieser Zeit war es nicht selbstverständlich, dass jeder Spieler ein Auto zur Verfügung hatte. So war es bewundernswert, dass in der Wintersaison 1964/65 doch 100 Handballspiele stattfanden. Erst 1973 kam mit dem Bau der Hauptschulturnhalle in Schrobenhausen eine gewisse Erleichterung für die Abteilung, obwohl die Hallenmaße nicht den Regeln entsprachen.
Neue Impulse erhielt das traditionelle Pfingstturnier als man 1971 die Abhaltung auf die Freizeit-sportanlage des SSV in der Högenau verlegte. Dies veranlaßte Mannschaften, wie den
TSV Milbertshofen, FC Bad Brückenau oder TuS Brannenburg den Besuch unserer Turniere zu einem ständigen Unternehmen werden zu lassen. Seit diesem Zeitpunkt gehört auch das Damenturnier zum festen Bestandteil des Turnierprogramms.
Es muss aber auch erwähnt werden, dass zu dieser Zeit in Schrobenhausen nicht nur gute Gegner antraten, sondern auch in den Reihen der Schrobenhausener Handballspieler gute Leute standen.
So z.B. um nur einige zu erwähnen,
Kurt Weber, der allein in der Saison die Hälfte aller Tore geworfen hat oder Josef Miller, der im März 1974 an einem 3-tägigen oberbayerischen Lehrgang für die Juniorenauswahl teilnahm und im August vom Bayerischen Handballverband eine Einladung zu einem 14-tägigen Lehrgang der Bayernauswahl für Juniorenspieler im französischen Montpellier le Vieux erhielt. Der wurfstarke Linkshänder konnte sich nicht zuletzt, dank seiner gefürchteten Sprungwürfe, qualifizieren, oder Anni Mittelhammer, die eine Einladung zum Spitzenspielerinnen Lehrgang erhielt, der zur Vorbereitung für die Bayer. Frauenauswahl diente.
Im Jahre 1978 bereitete der schwache Mitgliederstand der Jugendlichen (32) den Verantwortlichen große Sorgen und 1980 war der Fortbestand der Abteilung ernsthaft gefährdet, da man erst nach zwei Abteilungssitzungen, die man als Krisensitzung bezeichnen konnte, einen Abteilungsleiter fand.
Im Mai 1985 wurde erstmals ein Spielenachmittag für Kinder gestartet, denn der Nachwuchs fehlte noch immer. Dies war die Geburtsstunde für eine Minigruppe, die sich bis heute über einen regen Zulauf erfreut.
Mit dem Bau der Dreifachsporthalle haben die Handballer 1985, nach fast 30 Jahren, eine Heimat gefunden. Sie bedankten sich am 11. Dezember 1985 mit einem besonderen Handballereignis: einem Spiel der Bundesligamannschaften TSV Milbertshofen gegen VfL Günzburg, das 600 begeisterte Zuschauer gesehen haben; auch Weltmeister Erhard Wunderlich war dabei.
Das Vorspiel bestritt der TSV Milbertshofen 1b und die heimischen Handballer. Das Spiel endete 19:12 für die Gäste. Dann jedoch machte sich der Bundesligist VfL Günzburg und der Zweitligist Milbertshofen warm. Bereits dieses Aufwärmtraining war eine Augenweide für die Zuschauer.
Unser „Eigengewächs“ Walter Sperrer saß leider verletzt auf der Tribüne und fällt die ganze Saison für Milbertshofen aus. Gerade vor heimischer Kulisse wollte er sein Können zeigen, dass er sich im Spitzenteam schon integriert hat. Das Spiel endete 21:19 für Milbertshofen.
Ein Reporter beschreibt den Wurf von Erhard Wunderlich:
Wenn Erhard Wunderlich abzieht, werden alle ballistischen Gesetze auf den Kopf gestellt. Seine „Fingerbrecher“ beschreiben keine Parabel, sondern lediglich einen Strich.
Nach dem Spiel trafen sich die Aktiven im Gasthaus Wenger. Hier stellte man fest, dass die großen Stars auch nur normale Menschen sind ohne jeglichen Starallüren und dass sie genauso Durst haben und eine Maß Bier im Nu „weggezischt“ ist; man konnte nur staunen, denn die nächste folgte gleich.
So eine Veranstaltung kann sich die Abteilung heute nicht mehr leisten, denn die laufenden Kosten des Spielbetriebs sind enorm gestiegen.